Flug mit der Piper nach Grönland
Markus Müller will mit seiner Piper Arrow III Turbo von der Hahnweide nach Grönland fliegen. Markus ist ein sehr erfahrener Pilot, der auch die Instrumentenflugberechtigung hat. Markus wird hier über die Vorbereitungen und auch die eigentliche Reise berichten. Wir freuen uns sehr, dass er uns teilhaben lässt und wünschen eine gute Vorbereitung und Reise! Der Abflug ist am 17.08.2020 geplant.
29.07.20 - Die Route
Im wesentlichen hängt die Route über den Nordatlantik von der Reichweite und der maximalen Reiseflughöhe ab. Generell kann man sagen, dass fast jedes Flugzeug von der Cessna 172 aufwärts über den Teich fliegen kann. Bei einer C172 oder einer Piper Archer hat man allerdings das Problem mit der Reichweite. Über dem Nordatlantik muss auf jeden Fall mit kräftigem Gegenwind gerechnet werden. Da sind 20-30 kt Gegenwind ehr die Regel als die Ausnahme und dann macht es schon einen Unterschied, ob man mit 105kt TAS unterwegs ist oder mit 165kt. Im ersten Fall verlängert ein Gegenwind von 30kt die Flugzeit um 28% im zweiten Fall verlängert sich die Flugzeit nur um 18%. Das ist schon ein gewaltiger Unterschied.
Wir möchten mit unserer Piper Arrow III Turbo diese Reise machen und können laut Handbuch und meinen eigenen Erfahrungswerten mit folgenden Zahlen die Endurance berechnen:
TAS 150kt, Altitude: FL120, Fuel burn: 40 Liter/h, Tank capacity: 291 Liter
Damit ergeben sich über 7 Stunden Flugzeit und eine Reichweite von 1050NM bis die Tanks trocken sind.
Für die genaue Spritplanung haben wir die exakten Verbräuche für den Steigflug, Reiseflug und Sinkflug für alle möglichen Höhen bis FL200 in das Flugplanungstool www.autorouter.eu eingegeben. Autorouter berechnet aus diesen Werten zusammen mit dem Wind sehr exakt die Steigzeit, Reiseflugzeit und Sinkzeit und die entsprechenden Benzinverbräuche. Zusätzlich muss noch der Sprit für den ersten und zweiten Alternate berücksichtigt werden, das Contingency Fuel und Holding Fuel. Damit schrumpft die effektive IFR Reichweite beträchtlich. Bei Contingency Fuel haben wir 10% berücksichtigt, für das Holding 45 Minuten. Zusätzlich möchte ich immer noch mindesten Sprit für 1 Stunde bei der Landung an Bord haben.
Für die langen Überwasserstrecken planen wir eine möglichst große Flughöhe ein. Zum einen ist die Funk- und Radarabdeckung in den Höhen deutlich besser, zum anderen steigt die Effizienz unseres Turboladerflugzeuges deutlich mit der Höhe. Außerdem hat man eine deutlich längere Gleitflugstrecke und Gleitflugzeit bei einem möglichen Motorausfall oder einer anderen technischen Störung. Nachteil der hohen Reiseflughöhe ist die Notwendigkeit des Sauerstoffs und gegebenenfalls die starken Gegenwinde. Auch hier hält Autorouter ein tolles Feature parat. Man kann sich die gewünschte Strecke für alle Höhen mit dem vorhergesagten Wind durchrechnen lassen und sich dann für die günstigste Reiseflughöhe entscheiden.
Bei verschiedenen Flügen nach Spanien habe ich die Verlässlichkeit der Daten geprüft und war erstaunt wie präzise das System rechnet. Bei Flügen im Bereich von 5 Stunden ergibt sich nur eine Unsicherheit von 10 Minuten. Wir rechnen für die Gleitflugstrecken und Zeiten mit folgenden Werten:
Sinkrate: 600fpm@93kt
Flughöhe: FL120
Gleitzeit: 20min
Gleitstrecke: 31NM
Im Vergleich zu einem Segelflugzeug auch älterer Bauart ist das natürlich nichts, aber immerhin haben wir 20 Minuten Zeit uns auf das kalte Nass vorzubereiten.
Nun zur Strecke: Nach dem Abflug auf der Hahnweide fliege ich zunächst nach EDAZ um meinen Fliegerkameraden Hendrick Ehlers abzuholen. Am folgenden Tag geht es dann weiter nach EDXR, dort gibt es offensichtlich das günstigste AV-Gas Deutschlands. Der Liter soll nur 1,50 EUR kosten. Wenn es tatsächlich so ist werde ich berichten. Dort werden wir unsere Überlebensanzüge anlegen den IFR Flugplan aufgeben und irgendwo über der Nordsee den IFR-Pickup für unseren Flug nach Wick-Schottland machen. Über der Nordsee gibt es sehr regen Schiffsverkehr und sehr viele Ölplattformen, die wir im Notfall anfliegen könnten. Wirk in Schottland ist die Durchgangsstation für alle Transatlantik-Flieger. Far-North Aviation hat sich auf diese Kunden spezialisiert und bieten einen sehr guten Service an.
In der nächsten Folge werde ich dann etwas über das SAT Phone und meinen Garmin InReach Tracker schreiben.
Weiterlesen... |